Mit insgesamt rund 30 Millionen Euro fördert der Berliner Senat nun die Energie-Projekte am neuen Werner-von-Siemens Centre for Industry and Science (WvSC) in der Siemensstadt. Bereits im Mai 2020 war das erste Projekt zur Erforschung von innovativen Fertigungsmethoden für elektrischer Antriebe mit knapp 10 Millionen genehmigt worden. Jetzt können auch die Partner der beiden anderen Projekte loslegen: In den nächsten Jahren werden sich bis zu 160 Forscherinnen und Forscher dort mit neuen Methoden für die Fertigung und Wartung von großen Turbinen, die in der zentralen Energieerzeugung zum Einsatz kommen, beschäftigen.
Die Genehmigung der Gelder für die Forschungsvorhaben am Werner-von-Siemens Centre sind eine wichtige Investition in Berlin und die Siemensstadt als Innovationsstandort. „In diesen Projekten arbeiten Unternehmen und Forschungseinrichtungen Hand in Hand an den Themen der Zukunft“, sagt die Berliner Wirtschaftssenatorin Ramona Pop. „Sie schaffen einen Technologiefundus, der ein hohes Potential für Anwendungen auch in anderen Industriezweigen hat. Das unterstreicht die Strahlkraft dieses neuen Zukunftsortes für die industrielle Entwicklung Berlins.“
2018 war das Centre in Berlin ins Leben gerufen worden, damit Forschungseinrichtungen hier gemeinsam mit Konzernen und Start-ups an den Technologien der Zukunft arbeiten können. „Jedes der drei laufenden Projekte soll ein Schaufenster für den produktionstechnischen Strukturwandel sein. Wir zeigen gemeinsam, dass Berlin, Forschung und Technologie zusammengehören“, erklärt WvSC-Geschäftsführer Erik Wiegard. „Wir fördern hier Wissenschaft und Bildung und bringen eine Vielfalt an Partnern zusammen, die am offenen Herzen der Produktion forschen.“
Neben Siemens, der Technischen Universität Berlin (TU Berlin), der Fraunhofer-Gesellschaft und der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) forschen an jedem der drei Projekte auch verschiedene kleinere innovative Berliner Unternehmen und Start-Ups. Die Partner werden nicht allein in abgeschotteten Forschungslaboren arbeiten, sondern werden im WvSC räumlich und auf Augenhöhe zusammenkommen.
Beim ersten genehmigten Zukunftsprojekt „Elektrische Antriebe“ gehen bis zu 80 Forscher aus Wissenschaft und Industrie folgende Fragen an: Wie lassen sich mit durchgängig digitalisierter und automatisierter Produktionskette elektrische Antriebe ressourcenschonender herstellen? Lassen sich Bauteile für elektrische Antriebe auch im 3D-Druckverfahren herstellen? Wie kann ein digitaler Zwilling beim Kunden eine 100%ige Verfügbarkeit des elektrischen Antriebs garantieren? „Wir werden den elektrischen Antrieb in den nächsten Jahren komplett neu denken – von den Materialien über additive Fertigung bis zur effizienten Nutzung hochverfügbarer Online-Daten“, erklärt Siemens-Ingenieurin Friederike Richter, die das Projekt „Elektrische Antriebe“ gemeinsam mit ihrem Kollegen Frank Seibicke leitet.
Mit etwas mehr als neun Millionen Euro unterstützt der Senat das Projekt, das sich mit neuen Fertigungsmethoden für Hochtemperaturbauteile von großen Gasturbinen beschäftigt. „Diese Bauteile sind entscheidend für den Wirkungsgrad und die Leistung einer Turbine“, erklärt Projektleiterin Cynthia Wirth. Am WvSC schauen sich 60 Mitarbeiter von acht Partnern an, wie diese Bauteile technologisch verbessert werden können und dadurch umweltfreundlicher werden. Bei der Forschungsarbeit kommen die Zukunftstechnologien der additiven Fertigung, digitale Lösungen und neue Werkstoffe zum Einsatz. Wichtig ist auch, dass die Forschungergebnisse auf verwandte Bereiche übertragen werden sollen, wie etwa die Luft- und Raumfahrt.
Für das Projekt, das sich mit neuen Ansätzen zur Wartung von großen Gasturbinen beschäftigt, haben sich insgesamt elf Partner zusammengetan. Bis zu 100 Mitarbeiter werden hier in den nächsten Jahren an der Reparaturwerksatt der Zukunft für Gasturbinenschaufeln forschen. Ziel ist es, diese nicht nur klassisch zu reparieren, sondern sie mit Produkt‐ und Prozessinnovationen zu modernisieren. „Auch hier erforschen wir neue, additive Fertigungstechnologien, Simulations-Werkzeuge für neue Materialien und Digitalisierungs-Technologien wie den digitalen Zwilling, um sie mit der standardisierten Reparatur zu kombinieren“, erklärt Projektleiter Daniel Koch. Dieses Projekt fördert der Berliner Senat mit über zehn Millionen Euro.
Bei den drei Projekten wird das WvSC allerdings nicht bleiben. Weitere Projekte in den Bereichen Mobilität und Energie sind in Planung. Sie wollen mehr zum WvSC und den Berliner Forschungsprojekten erfahren? Dann folgen Sie diesem Link: